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Hinter jedem Türchen eine Katastrophe

Reit- und Fahrverein Heppens stellt sich neu auf und veranstaltet „Tag der offenen Tür“

VON MARTIN MUNZBERGER aus der Wilhelmshavener Zeitung vom 07.09.2023, Seite 13

Der Reit- und Fahrverein Heppens besteht seit mehr als 35 Jahren am Mühlenweg in Wilhelmshaven. Das Turnier des Vereins war jahrelang fester Bestandteil der Veranstaltungen des Kreisreiterverbandes Wilhelmshaven-Friesland. Zuletzt aber war es – nicht nur wegen Corona – sehr still um die Heppenser geworden.

Doch das soll jetzt nach dem Willen der neuen Vorsitzenden Pia Frenzel und ihrer Vorstandsmannschaft vorbei sein. Die neuen Verantwortlichen haben einiges bereits umgesetzt, noch viel vor – und einiges hinter sich.

Vorstand findet einen Scherbenhaufen vor

So richtig lange mit der Rückschau will sich der Vorstand eigentlich nicht aufhalten. Dem ersten Schicksalsschlag – Reitlehrerin Susanne Sepan verstarb – folgte der Abschied des alten Vorstands. Frenzel: „Acht Wochen lang stand ich ziemlich alleine auf weiter Flur.“ Und: Beim Sichten der Unterlagen kamen finanzielle Unregelmäßigkeiten ans Tageslicht, die den Verein an den Rand einer Insolvenz führten.

Frenzels Kollege Thomas Walczyk, 2. Vorsitzender des Vereins, bringt das auf eine Kurzformel, die sich schön nennen ließe, wenn es nicht so traurig wäre. „Das war ein Scherbenhaufen. Wir mussten einiges erstmal glattziehen. Das war ein Stoff, aus dem Wendy-Hefte sind.“

Doch die Scherben sind zusammengekehrt und wieder zusammengeklebt worden. Rund 80 Mitglieder verzeichnet der Verein aktuell. Stolz ist der neue Vorstand dabei darauf, dass der Jugendanteil bei fast 50 Prozent liegt. Zudem besitzt der Verein vier Schulpferde, sechs sind das Ziel.

Apropos: In Sachen Schulpferde musste der Verein Lehrgeld bezahlen und geht mit dieser Tatsache erfreulich humoristisch um. Walczyk: „Didi war schwanger. Wir hatten also ohne es zu wissen zwei Pferde gekauft. Glücklicherweise hat eine der Reiterinnen die Stute gekauft, so dass sie bei uns das Fohlen austragen konnte und jetzt in Elternzeit ist. In Zukunft kaufen wir nur noch Wallache.“

Neuer Paddocktrail hinter der Reithalle

Ein großes Thema ist für den neuen Vorstand das Tierwohl. Frenzel: „Unsere Pferde sind nicht ausschließlich dafür da, Geld in die Kasse zu bringen. Sie sollen auch 24/7 die Möglichkeit haben, auf der Weide zu stehen – und sonntags frei haben.“

Dafür wurde auf der weitläufigen Anlage am Mühlenweg in Richtung WTHC-Tennisanlage ein Paddocktrail mit überdachten Heuraufen gebaut. Und das klingt dann wirklich eher nach Wendy-Idylle, wenn Pia Frenzel sagt: „Da dürfen die Pferde noch Pferd sein.“ Generell soll der Verein neu ausgerichtet werden. Frenzel: „Wir wollen weg vom Turnierstall-Konzept. Leistungs-Turnierreiter sind bei uns falsch. Heppens lebt vom Mitmachen. Auch die Eltern müssen dabei sein wollen.“ Und Walczyk ergänzt. „Wir freuen uns auch über die, die andere nicht nehmen. Bei uns kann jeder nach seiner Fasson selig werden.“

Ein Anliegen ist dem Vorstand auch die inklusive Arbeit. Mit dem SSB-Beauftragten Heinz Ehlers sei man, so Walczyk, diesbezüglich in Kontakt.

An ein eigenes Turnier hat sich der neue Vorstand noch nicht herangewagt. Frenzel: „Das ist uns noch zu groß.“ Immerhin: Durch Spenden ist es möglich geworden, dass der Verein seinen Dressurplatz hinter der Reithalle wieder aufbauen kann. Auch das verhilft zu neuen Möglichkeiten.

Jetzt ist der neue Vorstand erst einmal froh, sich und seine Möglichkeiten bei einem Tag der offenen Tür vorstellen zu können. Pia Frenzel: „Wir haben eine wirklich schlimme Zeit hinter uns gebracht. Der Heppenser Adventskalender – das hieß: Hinter jedem Türchen eine Katastrophe. Aber wir leben, wir kämpfen. Und wir hatten trotz vieler Hürden dank vielfältiger Unterstützung ein tolles Jahr.“

Der RuF Heppens veranstaltet am Samstag, 9. September, von 11 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Tür unter anderem mit Stallführungen, Ponyreiten, Kinderschminken und Ponyreiten.

Das ist ja zum Wiehern? Nein: Beim Reit- und Fahrverein Heppens blicken (von links) Vorsitzende Pia Frenzel, Kassenwart Dennis Schmidt und 2. Vorsitzender Thomas Walczyk optimistisch in die Zukunft. BILDer: Martin Münzberger

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